Supergroup Vol.4

Supergroup – Vol. 4    (Micropal Records/Broken Silence)

LP/Digital

Im ersten Moment erscheint der Name Supergroup irgendwie überheblich – eine Band aus der Städteachse Nürnberg/Fürth begreift sich als das Super Modell einer Musikgruppe? Gehts noch?

Als Ende der 90er Jahre in Nürnberg die Idee entstand, mit einigen befreundeten Musiker_innen eine lose Sessionformation zu gründen, war der Begriff Supergroup eine Art ironischer Euphemismus und sollte damals eben gerade keine weitere Bandgründung sein.

Bei Supergroup Vol. 1 waren es aktive oder ehemalige Mitglieder von Bands wie Throw That Beat In The Garbagecan, Shiny Gnomes, B´Shops oder When Skipjack Tripped.

Gleichzeitig startete man das Kleinstlabel Micropal, als DIY Plattform für künftige Supergroup Veröffentlichungen, aber auch als Ausdruck einer Unabhängigkeit zu den teilweise leidvollen Erfahrungen mit großen und kleinen Plattenfirmen.

Als 2005 dann Vol. 2 erschien, hatte sich der Kreis der Beteiligten nochmal vergrößert. Überhaupt entstand bei der zweiten Version dieser Sessiongruppe ein Drang nach großem Kino – Brass Section, Cello, Background Sängerinnen, ein opulentes Werk das aber trotzdem nie überladen wirkte.

In den folgenden Jahren verstreuten sich die meisten Protagonist_innen und übrig blieb ein Kern von drei Musikern. Ein klassisches Trio – Gitarre, Bass und Schlagzeug.

Als man mit den Aufnahmen für Vol. 3 anfing, waren Zattl (Gitarre/Gesang), Alex (Schlagzeug/Gesang) und Hubertus (Bass) in einer optimalen Ausgangsposition.

Jeder hatte auf seine Art (und dann doch irgendwie sehr ähnlich) eine musikalische Entwicklung durchgemacht, Bands gegründet, Alben veröffentlicht, Live gespielt – es ging dabei immer vor allem um die Lust am Musik machen, Songideen umsetzen, mit Freunden abhängen. Aber in den bisherigen Konstellationen waren dann oft auch Erwartungen, unterschiedliche Ansprüche, Hoffnungen vorhanden, die auch Stress erzeugen.

Mit Supergroup Vol. 3 war das alles längst hinter ihnen, hier konnte man ohne Zeitdruck und ohne „das Album muss noch vor Weihnachten in den Handel“ Sprüchen, seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen. Nächtelang im eigenen Studio an den Stücken arbeiten, Sounds entwickeln die manchmal spontan entstehen und dann langsam zu einem Song werden. Als das dritte Album dann 2013 fertig war, konnte man diese lockere Haltung der gesamten Platte anhören.

Ein Vibe der ihnen eine kleine aber prominente Fanschaft brachte. U.a. Karl Bruckmayer vom Nachtmix auf BR 2 lud die Band ins Studio des Bayerischen Rundfunks zum Interview und verschaffte der Supergroup eine überregionale Aufmerksamkeit.

Dass es jetzt nach „nur“ 5 Jahren bereits wieder ein Album gibt, ist der Tatsache geschuldet, dass man mittlerweile die ursprüngliche Sessiongruppen Idee als historischen Gründungsgedanken abgehakt hat und sich langsam doch als Band begreift.

In dieser übersichtlichen Dreier Verbindung lassen sich die Ideen manchmal schneller und konkreter umsetzen.

Der Großteil der aufgenommenen Songs ist in ihrem früheren Studio/Recording Room entstanden, das alte Fuhrparkbüro auf dem ehemaligen Quelle Versand Gelände. 4 Jahre lang konnten sie hier unter besten Bedingungen an der Aufnahme für diese neue Platte arbeiten. Der Lieblings Recording-Slot war Sonntag morgens um 10 – nebenan probte gelegentlich ein schwarzer Gospelchor.

Als es dann zum Verkauf des Quelle Areals kam, musste man den geliebten Ort verlassen und wurde erst nach einem Jahr mit neuem Raum fündig.

Auch hier entstanden Songs, die jetzt auf dem Album zu finden sind. „Repeat“ ist einer davon, geprägt von der Instrumentierung eines Lamellophones, dem afrikanischen Daumenklavier. Es lag im Studio rum und Alex hat ein bisschen darauf rumprobiert.

Unbewusst ist ein Pattern entstanden der, als er aufgenommen und geloopt wurde, einen ungewöhnlichen 7/8 Takt hatte.

Es gibt immer wieder Basis Ideen bei den Songs, kurze Fragmente, Skizzen ohne klare Songstruktur. Teilweise zu Hause, im Alleingang entstanden, im Studio dann von allen drei überarbeitet und ausformuliert.

So werden dann auch die Texte meistens erst im Entstehungsprozess geschrieben.  Dabei geht es auch um den Klang von Worten – „clock is ticking candles flickering“ ist so ein Beispiel, die Worte setzen die Grundstimmung des Songs – die Zeit vergeht, man blickt auf Vergangenes und weiß um die Unvorhersehbarkeit dessen was noch kommt.

Während bei „the devil breaks his heart“ die Verzweiflung über den Wahnsinn der Menschheit einen am Schluss doch noch den Glauben lässt, es gibt auch noch Hoffnung.

Bislang war das Thema live spielen nicht so wirklich eingeplant. Es war ja auch bislang kein echtes Bandkonzept. Das ändert sich aber gerade mit Vol. 4 der Supergroup…

Thomas Hartmann

https://www.youtube.com/watch?v=70TEwFVzN8o

https://www.youtube.com/watch?v=DPZpKaiH27g

https://www.youtube.com/watch?v=Ak3Edg6YKL8